Esmoraca und Talina, im Sommer 2010

Esmoraca nach dem Juli OrkanLiebe Missionsfreunde!

Zu Beginn meiner Zeilen soll wie immer ein "saludo cordial" stehen und ich hoffe, dass Ihr alle soweit wohlauf seid.

Meinen Winterbrief, bei uns auf der südlichen Hemisphäre ist es eben noch winterlich kalt, verfasse ich heute am 1. August, auch weil es in der Pfarrei recht ruhig zugeht, unter anderem aus dem Grunde, dass an diesem Tag zu arbeiten nach unserem reichen und bunten Brauchtum eben Unglück bringt. Das betrifft mich aber nicht, da Euch zu schreiben ja keine Arbeit, vielmehr ein Vergnügen ist. Die Minenarbeiter opfern heute ihrem Tio, dem Minengeist, die Campesinos huldigen der Pachamama, der Mutter Erde, und die Esmoraqueños begießen dazu ihre Wasserquellen, in der Hoffnung, dass diese nie versiegen. Ein Großteil der Erwähnten sind natürlich auch "gute" Katholiken, die gelegentlich zum Gottesdienst kommen. Der Synkretismus, also eine Vermischung von Traditionen, Lebensanschauungen und Religion ist unseren einfachen Leuten eben mit der Muttermilch ins Blut gegeben.

Hart hat uns vor zwei Wochen ein orkanartiger Jahrhundertsturm getroffen, der auch in Esmoraca einige Schäden angerichtet hat. Zahlreiche Dächer wurden abdeckt und auf den Höhenzügen Strommasten umgeknickt. Zehn Tage lang war Esmoraca dann ohne Strom. Kirche und Pfarrhaus kamen fast ungeschoren davon, im Pfarrhof wurde lediglich meine 4-Element-Richtantenne für den Amateurfunk um einen Reflektor erleichtert. Trotzdem funktioniert sie noch. Solche Stürme wirbeln so viel Sand und Staub auf, dass die Sonne nur noch wie der Mond erscheint.

Die Ausfahrtstraße nach Talina nach dem Juli Orkan
Die Ausfahrtstraße nach Talina nach dem Juli Orkan

Nach einigen Pfarrversammlungen habe ich jetzt entschieden, einmal musste das ja geschehen, dass die verfallene Pfarrkirche von Esmoraca "nur" einfach renoviert, also nicht erweitert wird, wie es einige der Residentes, meist nach Argentinien ausgewanderte Esmoraqueños, wollten. Der Grund dafür war, dass man eben nur das bauen kann, wofür man eine solide Finanzierung hat und zum anderen ist nach der Schließung der Wolfram-Mine oberhalb von Esmoraca ein Anwachsen der Bevölkerung für die nächste Zeit nicht zu erwarten. Ab Mitte 2011 soll mit der Renovierung begonnen werden. Das bei meiner Amtseinführung vor gut zwei Jahren ebenfalls in erbärmlichem Zustand vorgefundene Pfarrhaus von Esmoraca wird auf absehbare Zeit eine Dauerbaustelle bleiben, wo unter der Anleitung von Don Noel aus Llica einige arbeitslose junge Familienväter für sich und ihre Familien das Brot verdienen.

Bei meinem letzten "pastoralen Fußmarsch" durch einige kleinere Bergdörfer in Sud Lipez, wohin noch keine Autostraßen führen, hat sich ergeben, dass im Weiler von Bonete Palca ein kleines Kapellchen erstehen soll. Dabei stelle ich wie bei uns so üblich das Baumaterial, die Leute sind für 8000 Lehmziegel sowie die Bauarbeiten zuständig. Das Foto rechts wurde dort vor der Schule aufgenommen und zeigt, dass mir nach wie vor noch der Ruf des "Fußball-Pfarrers" anhängt. Es gibt aber schlimmere "Laster".

Das Pfarrfest zu Ehren von Johannes des Täufers in meiner zweiten Pfarrei Talina war in diesem Jahr so gut besucht wie noch nie. Besonders aus Argentinien waren wieder viele Talineños angereist. Eine von meinem Vorgänger grundfinanzierte Herberge für Pilger wurde eingeweiht, nachdem das Bauvorhaben zu einem Teil abgeschlossen war.

Pfarrfest zu Ehren von Johannes des Täufers in meiner zweiten Pfarrei Talina
Pfarrfest zu Ehren von Johannes des Täufers in meiner zweiten Pfarrei Talina

Die Restfinanzierung fällt allerdings in meine Amtszeit. Was mir sehr am Herzen lag, das Museum im Pfarrhaus, hat wieder eine funktionierende Alarmanlage. Zwei Techniker aus Argentinien hatten sie in Schuss gebracht. Da Talina eine der ersten von den Spaniern im Süden von Boliviens gegründete Pfarrei ist und so viele Schätze in Form von sakralen Silbergegenständen und Gemälden hat, gäbe es dort schon so einiges zum "Mitnehmen".
Soviel zu einigen der die Infrastruktur meiner beiden Pfarreien betreffenden Aktivitäten. Natürlich bemühe ich mich auch redlich im geistlich seelsorglichen Bereich, das Reich Gottes bei uns wachsen zu lassen. Das ist in Jahrzehnte lang verwaisten Pfarreien, wie eben Esmoraca eine war, manchmal auch mit Rückschlägen verbunden.

Mitte August freue ich mich auf den Besuch zweier Kollegen aus Deutschland, die mit zwei ihrer Pfarrjugendlichen für eine Woche nach Esmoraca kommen wollen. Einer der Kollegen ist ein Kursgenosse meines Weihejahrganges in Freiburg.

Der Erfolg meiner Missionsarbeit wird vom Gebet und der materiellen Solidarität vieler lieber Freunde in Deutschland mitgetragen. Euch allen sage ich wie schon so oft ein HERZLICHES VERGELT'S GOTT! Wenn eben eine so entlegene Pfarrei wie Esmoraca vor Ort ihren Pfarrer hat und selbiger auch ein bisschen investieren kann, ist es schön zu sehen, wie aus verfallenen Ruinen eine lebendige Pfarrgemeinde wächst. Talina, was zwischen den Städten Tupiza und Villazón liegt, war hingegen immer besser betreut worden als Esmoraca. Recht viel Geld verschlingt bei uns die Instandhaltung des Pfarrautos. Wegen der schlechten Straßen bin ich in den Werkstätten von Tupiza ein gern gesehener Dauergast. Wenn ich Dörfer in der Pfarrei besuche, gehe ich immer mit Wanderschuhen, denn der Jeep könnte ja wieder mal liegen bleiben.

Landpfarrer, wie ich einer bin, sind ja meist sehr Natur und Boden verbunden. Und so bin ich gespannt, ob meine aus Deutschland mitgebrachten Blümchen und Weinreben im nahenden Frühling auf 3 520 m Höhe zu neuem Leben erwachen werden. Die im letzten Jahr gepflanzten Apfel- und Pfirsichbäume waren aus Mendoza in Argentinien gekommen.

Fahrt durch den Sandsturm
Fahrt durch den Sandsturm
Das soll es gewesen sein. Ich hoffe, dass mein Brieflein trotz "bloqueos" zu Euch findet, denn seit zwei Wochen legt ein "Grenzkonflikt" zwischen den "departamentos" von Oruro und Potosí das Hochland Boliviens lahm. In Tupiza, wo ich immer einkaufe, gab es kürzlich kein Benzin und Gas zum Kochen mehr.

Nochmals mit "saludos cordiales" und in Dankbarkeit

Euer
P. Dietmar Krämer

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Ermoraca & Mojinete, gehören zur Diözese Potosí

Bischof Diözese Potosí

"Die Pfarreien “San Francisco de Asis” von Esmoraca und Mojinete, gehören zur Diözese Potosí in Bolivien, deren Bischof jetzt Monseñor Ricardo Centellas ist."

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Missionsspenden: zugunsten einer vielseitigen und lebendigen Pfarrarbeit, sowie Instandsetzung bzw. Neubau verschiedener Kapellen. Missionsgesellschaft vom Heiligen Geist, Pax-Bank Köln Iban: DE29 3706 0193 0021 7330 32 BIC: GENODED1PAX Wichtig mit Vermerk für Padre Dietmar Krämer Bolivien. Sollte es mit der Spendenbescheinigung ‘mal nicht klappen, schickt Frau Bachfeld von der Missionsprokur, Tel.: 02133-869144 oder Email: bachfeld@spiritaner.de auf Anfrage dann die gewünschte Bescheinigung.