Lebenszeichen aus Esmoraca

Liebe Leser meines Web-Tagebuches, heute soll Sie nach längerer Sendepause wieder mal ein Lebenszeichen erreichen. Da es in Esmoraca kein Internet gibt und auch in absehbarer Zeit nicht geben wird sowie die Funkbedingungen sehr schlecht sind, ist’s mit der Kommunikation etwas schwieriger geworden, auch was das Senden von Fotos anbelangt.

Schülergottesdienst in Esmoraca

Schülergottesdienst in Esmoraca

Das Pfarrhaus in Esmoraca wird immer wohnlicher, Klo und Dusche funktionieren schon seit einiger Zeit. Der Radio- und Fernsehtechniker aus Uyuni war schon zum 2. Male in Esmoraca gewesen, da heftige Nord-Stürme die Antennen verrückt, bzw. Kabel abgerissen haben. Derzeit funktionieren der TV-Kanal 11 sowie das FM-Radio “San Francisco”, beide hatte ich aus Llica mitgebracht. Auch mein Funk-Beam schaut wieder gen USA, wo die Internet-Mailboxen stehen. Ja, und bald wird auch die Garage fürs Auto fertig sein, so dass  niemand mehr nachts versuchen kann, in die Autoreifen vom Padre zu stechen.  Böse Buben gibt’s eben überall auf der Welt. Die Pfarrkirche wird wohl neu gebaut werden müssen, sie ist in einem sehr schlechten Zustand. Doch das muss gut vorbereitet werden. Soviel zur Infrastruktur der Pfarrgemeinde, ohne die es keine effektive Pastoral gibt.

Seit Anfang Juni bin ich neben dem Pfarrer von Esmoraca und Mojinete auch der Pfarradministrator von “San Juan Bautista” von Talina geworden, wo ein “falscher Padre” aus Argentinien ein Jahr lang sein Unwesen, allerdings erfolgreich, betrieben hat. Da er im sozialen Bereich sehr aktiv war, erfreut er sich nach wie vor vieler Sympathien.  Ob Padre oder nicht, ist für viele unserer einfachen Geister zweitrangig. Seit Weihnachten ist er aber erfreulicherweise spurlos verschwunden. Zu deren Pfarrfest an “San Juan Bautista” war ich für ein paar Tage dort und habe den religiösen Teil übernommen. Besagter “Padre” hat auch einen recht aktiven Pfarrgemeinderat hinterlassen, der in seine Fussstapfen tritt und soziale Projekte verwaltet.  Ich versuche, mit viel Fingerspitzengefühl und Dialog die Lage zu stabilisieren. In den zu Talina gehörenden Dörfern ist’s Arbeiten hingegen unkompliziert, die Kathecheten sind sehr kooperativ.  Die Pfarrkirche von Talina, einer der ältesten Pfarreien in dieser Gegend,  ist im Gegensatz zu Esmoraca in gutem Zustand, bis hin zu einem Schmuckstück.  Besagter Pfarrgemeinderat hat zum Pfarrfest ohne Erlaubnis im Pfarrhaus ein repräsentables Museum von alten Messgewändern, Messkelchen etc. eröffnet; bzgl. der Sicherheitslage stehen einem aber die Haare zu Berge. Auch gibt es kein Inventarium etc. Ich bin dabei, die Ausstellungsgegenstände von einer fachkundigen Kommission des bischöflichen Amtes zumindest mal registrieren zu lassen.

Nach Llica, wo ich 15 Jahre wirkte, unterhalte ich natürlich auch noch gute Kontakte. Der Pfarrclub “Bayern Munich”  ist noch recht erfolgreich. Die Festausrichter vom Pfarrfest Mariä Himmelfahrt haben mich zudem als Zelebranten eingeladen, da mein Nachfolger, der in Uyuni als Pfarrer wirkt, bislang wenig Interesse für Llica gezeigt hat. Doch  mische ich mich in die Pfarrrei Llica nicht mehr rein. Es ist nicht gut, auf verschiedenen Hochzeiten gleichzeitig zu tanzen.

Das soll es gewesen sein. “Con saludos cordiales”
P. Dietmar.

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