Padre Dietmar Kraemer Himno Nacional de Bolivia
 


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Llica/Tahua - Provincia Daniel Campos - Potosí - Bolivia

Dietmar Krämer, Padre in Llica Bolivien Nachrichten von Padre Dietmar Krämer
in Llica Bolivien


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Llica, Ende November 2005 Liebe Missionsfreunde

Mit einem „virtuellen Besuch“ bei meinem Ethik-Unterricht an unserer Fachhochschule für Lehrerausbildung, , möchte ich meinen Advents- und Weihnachtsbrief an euch beginnen. Ich hoffe, ihr seid alle an Leib und Seele soweit wohlauf.

Ethik-Unterricht, mangels Klassenzimmer findet dieser in der Pfarrkirche oder im Pfarrbüro statt

Der Grund, dass ich schon über Jahre in der von der Gläubigenzahl her doch recht kleinen Pfarrei Llica wirke, liegt eben an meiner Tätigkeit als ehrenamtlicher Dozent an der Lehrerausbildungsstätte „Franz Tamayo“ mit ihren 700 Studenten. Kürzlich hat mich die Studentenvertretung, die in Form einer Gewerkschaft auch Mitglied in der COB, der bolivianischen Zentralgewerkschaft ist, zu ihrem Berater „gekürt“, wohl wegen meines vertrauensvollen Verhältnisses zur Studentenjugend. Wer mich kennt, der weiß, dass ich weder „links“ noch „gewerkschaftlich“ orientiert bin. Aber im christlichen Geiste lassen sich die Herzen der Menschen ja auch erobern. Die Mitarbeit an der hiesigen Normal verlangt natürlich sehr viel Fingerspitzengefühl, um sich nicht zwischen die Stühle zu setzen, bzw. unter die Räder zu kommen. Auf der einen Seite stehen die jugendlich hitzigen, oft im Urteil noch unreifen Studenten, auf der anderen Seite die Schuldirektion mit Teilen des Lehrerkollegiums, deren oft wenig transparente Denk- und Handelsweisen ebenfalls Grund für unnötige Konflikte bilden. Was beide Seiten allerdings eint, ist, salopp gesagt, der Hang zum Suff. Bei der Übergabe neu errichteter Klassenräume, was natürlich von „Freund und Feind“ begossen wurde, dazu mussten auch noch 20 Llamas geopfert werden, die Schule schmückt sich ja mit dem Kürzel „EIB“, ist also interkulturell zweisprachig ausgerichtet, kam es kürzlich zu einem für mein Empfinden skandalösen Massenbesäufnis. Ein paar Tage später endete dann aber abrupt die Freundschaft unter Saufkumpanen, die Studenten begannen mit einem einwöchigen Streik, damit die Fachhochschule in Zukunft wieder vom Erziehungsministerium verwaltet wird, derweil die Direktoren im Wissen darum zuvor einen Vertrag mit der Universität in Potosí unterschrieben hatten. Die Studentenschaft befürchtet eine Privatisierung des Erziehungswesens, die Direktion mit einem Teil der Lehrerschaft eine Vergewerkschaftlichung desselben mit häufigen Streiks und bangen dazu um ihre von der Universität gezahlten guten Gehälter. Meine Funktion sehe ich bei solchen Konflikten im Aufrechterhalten eines Dialogfadens, bezüglich Positionen halte ich mich zurück. Diese Arbeit ist diffizil, nichts desto weniger interessant und ich stelle mich gerne den Herausforderungen.
Sozial engagiere ich mich an unserer Fachhochschule mit der Förderung des Baues eines Kindergartens für die Kleinen der Studenten. Dieses Projekt soll über den Sozialfond der Deutschen Botschaft in La Paz laufen.

Unser Studentenkurs Sonnenuntergang auf dem Salar de Uyuni

Weniger problematisch als mein Mitwirken bei der Lehrerausbildung verlief hingegen die Abitursfahrt des hiesigen Colegio nach Copacabana am Titicacasee, die ich als „padrino“ auf Teilstrecken mit begleitete. Lediglich die Blockade der Hauptverbindungsstrasse zwischen La Paz und Oruro durch Studenten einer allerdings anderen Normal brachte den Zeitplan etwas durcheinander. Der mir in diesem Jahre zur Seite stehende Seminarist Herberth hatte nach den Kahlschlägen seines Vorgängers, einige von euch werden sich aus meinen Berichten noch an den ehemaligen Religionslehrer Raúl erinnern, viele Schüler des Colegio wieder ins Pfarrleben integriert. Herberth wird im kommenden Jahr aber sein Theologiestudium in Cochabamba fortsetzen, derweil ich hoffe, von den auch bei uns inzwischen sehr wenig gewordenen Priesteramtskandidaten wieder einen nach Llica zu bekommen. Dieses praktische Jahr in der Ausbildung unserer Theologen nach 3 Studienjahren im Kleinen Seminar in Potosí mit einem Zwischenabschluss vergleichbar dem Philosophikum in Deutschland, bevor dann das eigentliche vierjährige Theologiestudium am nationalen Priesterseminar in Cochabamba ansteht, halte ich für sehr sinnvoll. Die Seminaristen kommen ’mal aus der behüteten und organisierten Welt des Seminars raus und lernen in einer Landpfarrei zu „überleben“. Die meisten von uns Landpfarrern haben ja keinen „geordneten“ Haushalt. Oft kocht man sich selber nach vollbrachter Arbeit noch schnell ’was. Die Wäsche hängt Hochwürden selber auf. Auch empfiehlt es sich, als Pfarrer mit dem Funktionieren von Motoren vertraut zu sein. Es kann ja ’mal das Auto auf verlassener Pampa stehen bleiben oder der Lichtmotor fürs Pfarrhaus oder die Kirche aussetzen. Dazu schärft ein praktisches Jahr den Blick für anstehende Arbeiten, ohne eigens darauf immer hingewiesen zu werden.
Damit mein Seminarist nicht allzu sehr „leiden“ muss, habe ich seit knapp einem Jahr wieder eine Köchin eingestellt, eine Junglehrerin, die darauf wartet, dass ihr lieber Mann, ein Student, zum Jahresende ebenfalls seinen Studienabschluss schafft. Versteht sich, dass selbige natürlich auch ein kleines Söhnchen hat, was ja nicht alleine zuhause bleiben kann, also immer mit ins Pfarrhaus kommt. Entsprechend geht es in der Küche der heiligen Pfarrhallen eben lebendig zu; ’mal lacht der Kleine, meist heult er aber. Eloy Dietmar heißt er, neben bei bemerkt. Und wie der Name erahnen lässt, ist er einer meiner zahlreichen Patenkinder. Selbst im Hochland Boliviens leben, wie ihr seht, so Prinzipien des alten Herrscherhauses Habsburg fort.

Zum Schluss noch ’was zum Schmunzeln. Wer von den Jungs in Bolivien tappig ist, wird normalerweise, und das nicht nur beim Militär, als „padre“ gehänselt, besonders auch beim Sport. Jetzt ist es natürlich für unsere guten Leut’ schon ’was Neues, dass gerade die Fußballmannschaft des echten Padre, Bayern Munich also, fast immer gewinnt. Das bringt Vorurteile ins Schwanken.

Neben dem bislang Berichteten praktizieren wir in Llica natürlich auch eine ganz normale Pfarrpastoral, wie ihr ja wisst. So war die Erstkommunionfeier mit 30 schon älteren Schülern des hiesigen Gymnasiums Mitte Oktober wirklich ein schönes und denkwürdiges Ereignis.

Erstkommunionfeier mit 30 schon älteren Schülern des hiesigen Gymnasiums

Was die Nation derzeit hauptsächlich bewegt, sind die vorgezogenen Neuwahlen für den Präsidenten, die Präfekten der Departamentos, vergleichbar mit den Bundesländern, und den Kongress am 18. Dezember, also kurz vor Weihnachten. Für uns „Gringos“ zeichnet sich da eine wenig verheißungsvolle Entwicklung ab, doch müssen wir akzeptieren, dass in Bolivien die Uhren anders gehen und Bolivien den Bolivianern gehört, bzw. diese eben über ihre Regierungsform bestimmen. Wie es aussieht, wird wohl der Kandidat des „Movimiento al Socialismo“ (MAS), Evo Morales, das Rennen machen und so neuer Präsident Boliviens werden. Viele Bolivianer sehen in ihm den „starken Mann“, der als Retter an die Stelle einer korrupten parlamentarischen Demokratie westlichen Musters treten soll. Beklagten viele bei der letzten Bundestagswahl in „Old Germany“ den rüden Ton der Wahlkämpfer, so geht es bei uns leider noch ruppiger zu. Die „Rechten“ beschimpfen den Kandidaten der „Linken“ öffentlich als „narcotraficante“, also Drogenhändler. Und die „Linken“ von der MAS betiteln ihre Konkurrenten von PODEMOS als „neoliberalistas“. Allerdings, ganz daneben liegen beide nicht. MAS mit der Wiege im Chapare, einem Kokaanbaugebiet und traditionelles Zentrum der Kokainherstellung, hatte und hat unbestreitbar „narcovinculos“, also Verbindungen zum Kokainhandel. Interessant, aber auch bedenklich ist, dass fast alle traditionellen Parteien von der Bildfläche verschwunden sind und Regionalinteressen im Vordergrund stehen. Das Gespenst von der Unregierbarkeit Boliviens wird so auf absehbare Zeit im Raume stehen bleiben mit der Gefahr, dass Bolivien auseinander bricht. Ein Präsident, der fest auf Seiten der Kokaanbauern steht, wird natürlich von den USA geschnitten werden und so verliert Bolivien dazu noch die Gunst seines Hauptgeldgebers. Mit der Abschottung des nationalen Marktes, ein Programmpunkt der MAS, wird das Warenangebot weniger werden. Um die Lage auf einen Nenner zu bringen: Es stehen uns, wie damals in Chile, Allende-Zeiten ins Haus. Ich werde am 18. Dezember ebenfalls zur Wahlurne schreiten, auch wenn ich mir nicht klar darüber bin, ob das wirklich dem Wahlgesetz entspricht oder nicht. Wie dem auch sei, ich bin eben im Wählerverzeichnis eingetragen. Vor Jahren hatte ich ’mal in deutscher Manier beim zentralen Wahlamt in La Paz nachgefragt und damit einen Beamten verblüfft. Wenn ich auf der Liste stehe, „caramba“, soll ich wählen gehen, war seine Antwort.

Schliessen möchte ich mit etwas Erfreulichem. Im kommenden Jahr werde ich mein silbernes Priesterjubiläum feiern. 20 Jahre meines priesterlichen Dienstes habe ich in Lateinamerika verbracht, sei es im Amazonasurwald Brasiliens gewesen oder auf dem Hochland Boliviens. Da dieser missionarische Dienst meinem Charisma entspricht, hat mich kein Tag davon gereut. Trotzdem bin ich auch nach vielen Jahren hier noch kein Südamerikaner geworden und werde es wohl auch kaum werden, zu verschieden sind unsere Welten. Wie dem auch sei, ich gedenke mein Jubiläum auch etwas in der alten Heimat „nachzufeiern“ und werde so Mitte September wieder ’mal nach Deutschland kommen.

Noch vieles wäre zu berichten, liebe Freunde, doch kann und soll so ein Brief, wie ich schon so oft geschrieben habe, ja nur eine Momentaufnahme, bzw. ein Lebenszeichen sein, nicht ein minuziöser Rechenschaftsbericht. Zudem langweilen Wiederholungen den Leser.

Die einzige Wiederholung ist mein Dank an euch alle, die ihr meine Arbeit hier mit eurem Gebet, einem ermunternden Brief, bzw. einer Email sowie einem Missionsscherflein treu unterstützt. Dank eurer Solidarität ist eben lebendiges pfarrliches Leben in dieser vom Drogenhandel und Warenschmuggel heimgesuchten Ecke Boliviens möglich und lässt gerade auch unsere Jugend erfahren, dass des Menschen Glück nicht nur vom Geld abhängt.

Winterliche Stimmung gehört bei euch zur Adventszeit, wir hier freuen uns über den vor der Türe stehenden Sommer. Trotz der bald 4000 m Höhe schlagen bereits die Bäumchen aus und es beginnt zu grünen.

Auch wenn Materialismus, Konsumismus und Korruption die Welt bestimmen, mit der Geburt des Jesuskindes in der Krippe hat eine Wende eingesetzt … und wir, seine Gläubigen, wo auch immer auf der Welt, wollen sein Werk fortsetzen und zur Vollendung bringen.

Und so wünsche ich euch allen eine besinnliche Adventszeit, ein FROHES WEIHNACHTSFEST und ein GESEGNETES NEUES 2006, was uns, „si Dios quiere“, ein Wiedersehen bescheren wird. Und darauf freue ich mich!

Padre Dietmar Krämer

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